Der Kampf ums Zentrum
Das erste Strategiekonzept, mit dem der Anfänger sich vertraut machen muß, ist die Bedeutung des Zentrums. Das Zentrum ist ein Abschnitt des Bretts, der aus vier Feldern besteht- e4, d4, d5 und e5. Das sogenannte 'erweiterte' Zentrum umfaßt 16 Felder.
Weshalb wird gerade diesem Brettabschnitt eine derart große Beachtung zuteil? Dafür gibt es drei Gründe.
Erstens kontrollieren im Zentrum stehende Figuren eine maximale Anzahl an Feldern und verfügen über größtmögliche Beweglichkeit und Reichweite (die Dame kann vom Zentrum aus 27 Felder bestreichen, in der Ecke stehend dagegen nur 21; beim Läufer beträgt das Verhältnis 13 zu 7; beim König 8 zu 2).
Zweitens können Figuren von hier aus leichter und schneller zu beiden Flanken überführt werden, falls dort ihre Hilfe benötigt wird. Drittens stehen, wenn eine Seite das Zentrum besitzt, die gegnerischen Kräfte meist unkoordiniert oder werden in ihrer Kampfkraft eingeschränkt.
Das Zentrum im Schach gleicht einer alleingelegenen Anhöhe auf einem Schlachtfeld. Die Seite, die diese Anhöhe besetzt hat, verfügt über einen strategischen Vorteil und damit über alle
Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung einer militärischen Operation.
Es gibt zwei grundlegende Strategien im Kampf um das Zentrum.
Die erste Strategie besteht darin, das Zentrum von Partiebeginn an zu besetzen und zu behaupten.
Die andere lautet, das Zentrum bewußt abzutreten, dem Gegner zu erlauben, dieses zu besetzen und erst dann damit zu beginnen, es zu unterminieren. Einige Eröffnungen realisieren die erste Strategie, andere die zweite.
Welche Strategie ist besser? Eine Geschmacksfrage. Beide werden in der heutigen Schachpraxis sehr aktiv angewandt.
Wir werden hier keine Eröffnungsvarianten betrachten, sondern die grundlegenden Methoden und Pläne beider Strategien unter die Lupe nehmen.
Besetzung des Zentrums
Das Zentrum kann auf mehrere Weisen besetzt werden:
1. Platzierung der Bauern auf den Zentralfeldern
In diesem Fall ist es sehr wichtig, daß die Zentralbauern von den anderen Bauern und/oder Figuren unterstützt werden. Wie in obigen Diagrammen ersichtlich, können sämtliche Figuren zum Schutz des Bauernzentrums beitragen. Ein solches Zentrum beengt die Stellung des Gegners und schränkt die Beweglichkeit seiner Figuren ein. Darüber hinaus dient es als Schutzschild für Figurenmanöver und die Vorbereitung von Flügeloffensiven.
2. Schaffung des Figuren-Bauern-Zentrums
Hier werden die Zentralfelder neben Bauern auch von Leichtfiguren besetzt. Wenn dies eine Stärke sein soll, müssen diese Felder von Bauern oder weiteren Figuren gestützt werden. Darüber hinaus ist es äußerst wichtig, daß die eigenen Figuren nicht leicht von diesen Feldern vertrieben werden können. Dazu eignet sich am besten ein Feld, das nicht von gegnerischen Bauern attackiert werden kann. Läßt sich ein solches Feld schaffen und von einem Springer oder Läufer besetzen, wird daraus ein Vorposten, der eine große strategische Bedeutung besitzt (siehe Schwache und starke Felder)